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Die Zeuchmacher in Weida gehen nach Naumburg zum Bier

Die Zeuchmacher in Weida lieferten in früheren Zeiten ihre Fabricate fast ausschließlich an Naumburger Handelsleute und verdienten dabei ein hübsches Stückchen Geld. Da geschah es einmal, daß einige Zeuchmacher, die eben von Naumburg Zahlung erhalten hatten, heiter und vergnügt einen blauen Montag feierten. Nachdem sie nun in der Stadt an verschiedenen Orten tüchtig gezecht hatten, kam ihnen in den Sinn, auch das Veitsberger Bier zu versuchen, und in Hemdärmeln und Pantoffeln, wie sie standen und gingen, machten sie sich dahin auf den Weg. Inzwischen warteten daheim die Frauen mit dem Essen auf ihre Männer, und weil diese noch immer nicht nach Hause kamen, so ging eine nach der andern in die verschiedenen Bierhäuser der Stadt, ihren Mann zu suchen. Bald waren alle Frauen beisammen und weil sie gehört hatten, daß ihre Männer nach Veitsberg gewandert seien, so kamen sie überein, denselben nachzuziehen und eine jede ihren Mann nach Hause zu führen. Ihre Besorgniß und Zärtlichkeit fand aber bei ihren Eheherren wenig Anerkennung und sie wurden keineswegs so freundlich aufgenommen als sie meinten verdient zu haben; barsch hießen die Männer ihre Frauen nach Hause gehen und um ihrer Oberherrlichkeit in und außer dem Hause nichts zu vergeben, machten sie sich flugs auf die Beine, nun auch das Naumburger Bier zu versuchen. In demselben Anzuge, in dem sie nach Veitsberg gekommen waren, zogen sie des andern Morgens in Naumburg ein und ließen sich nach einer Wanderung von 14 Stunden auch dort das Bier vortrefflich munden.

Zum Andenken an diese Begebenheit soll noch jetzt in irgend einem Bierhause zu Naumburg, vielleicht auf dem Rathskeller , eine Abbildung jener Zeuchmacher aus Weida, wie sie beim Naumburger Bier sich gütlich thun, vorhanden sein.

Quellen: