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Das schöne Feld bei Stadt Ilm

  Rudolstädter Vaterlandsfeind 1811, S. 43.

Der Teufel hatte einmal eine Seele geholt, deren Besitz ihm sehr theuer zu stehen gekommen war, da der Eigenthümer überaus harte Bedingungen gestellt hatte. Vom langen Fluge ermüdet, läßt er sich auf dem schönen Felde bei der Stadt Ilm nieder, um ein wenig auszuruhen; die Seele aber wickelt er sorgsam in seinen ungeheuern Mantel ein und legt sie neben sich. Während er nun so daliegt im tiefen Schlafe und schnarcht, kommt ein Dieb des Weges daher und wickelt den Mantel auseinander, weil er glaubt, daß er darin sicher etwas finden werde, was des Stehlens werth sei; die gefangene Seele aber nimmt sogleich die Gelegenheit wahr und entflieht.

Als nachher der Teufel wieder erwacht und seine Beute entronnen sieht, breitet er sogleich seinen unermeßlichen Mantel über die ganze Ebene aus und greift unter dieser Decke wie ein Krebsfänger jeden Wachholderbusch durch, durchsucht jede Steinrutsche, um die entwichene Seele, die nach seiner Meinung noch in der Nähe sein mußte, wieder einzufangen. Aber vergebens war sein Suchen und Mühen. Die Seele hatte sich eiligst davon gemacht und in der St. Cyriar-Capelle bei Blankenburg ein sicheres Versteckt gefunden. Wüthend über den Verlust stößt der Teufel einen furchtbaren Fluch über jene Höhe aus, so daß seit jener Zeit stets ein scharfer Wind dort weht, und der Wanderer, der darüber gehen muß, sich die Augen zudrücken möchte, und weiter kein Geschöpf sich dort gefällt, als Trappen und Hasen.

Quellen: