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Der rothe Berg bei der Wachsenburg

In der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts hauste auf der Wachsenburg in seiner rohen Ritterweise Apel von Vitzthum, den das erbitterte Volk wegen seiner Verheerungen durch Mord und Brand den Brandmeister nannte. Dieser Ritter beherbergte auch drei Raubgesellen, welche Zeisig, Fink und Storch hießen, so daß von ihnen das Volk sagte, es hätten drei saubere Vögel auf der Wachsenburg genistet. Mit diesen Strolchen verkürzte sich der Ritter Apel von Vitzthum die Zeit. Unter anderen tollen Streichen, die sie ausführten, ließ er von ihnen auch einen Mönch einfangen, den er in einen großen Käfig, gleich einem Vogelbauer, einsperrte. Dieser Haft mußte der Mönch bei Trinkgelagen den rohen Zechgästen zur Kurzweil dienen und allerlei Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Bei einer solchen Gelegenheit bat der geängstigte Mönch den Ritter demüthig und inständigst um Befreiung aus seiner schimpflichen Haft. Der Käfig wurde geöffnet, als aber der Mönch aus demselben hervorgekrochen war, erfuhr er andere Mißhandlung, denn jeder der Zechgäste gab ihm einige Nasenstüber. Da verließ den Mönch alle Geduld und im höchsten Zorn schlug er seinen Peiniger Apel in's Gesicht. Dieser Schlag kostete ihm das Leben. Der ergrimmte Ritter ließ ihn sogleich binden und noch an demselben Tage auf der nördlich von der Burg gelegenen Anhöhe hinrichten. Vor seinem Tode auf dem Wege nach dem Richtplatze sprach der Mönch den Fluch aus, daß der Berg, auf dem er unschuldig enthauptet werde, die Farbe seines Blutes tragen und auf ewig unfruchtbar werden solle. Nach kurzer Zeit ist dieser Fluch erfüllt worden. Der fruchtbare Boden des Berges wurde gänzlich hinweggespült und nackt, gewächslos und verödet steht seine Oberfläche aus rothem Schieferthon noch heute da. Er wird der rothe Berg genannt und ehedem war hier der Richtplatz mit dem Galgen für das Amt Wachsenburg.

Quellen: