<<< zurück | Sagen aus Thüringen - Orts- und Volkssagen | weiter >>>

Ludwig der Fromme und die heilige Elisabeth

  Schlorff Bl. 72.

Ludwig, der sechste Landgraf, Landgrafen Hermann's Sohn, dem die heilige Elisabeth verlobt war, nahm an sich die Herrschaft zu Thüringen nach seines Vaters Tode, als er sechzehn Jahre alt war. Diesen nannten die Leute den frommen, tugendsamen Landgrafen, denn er hatte alle frommen, heiligen Leute lieb und that ihnen Gutes, wo er konnte. Wie jung er auch war und stets frohen Sinnes, so übertrat er doch nie die Tugend und Gottes Gebote weder mit Worten oder Gebärden, noch in seinen Werken und bewies seine Tugend Jedermann. Er war nicht zu lang noch zu kurz und hatte ein schönes Antlitz, war fröhlich, gütig und freundlich, schamhaft und züchtig gleich einer Jungfrau, reinlich an seinem Leibe und Kleidern, in allen Dingen weise und verständig, wohlredend, sanftmüthig, geduldig männlich, ehrsam, wahrhaftig, allen seinen Mannen getreu und barmherzig gegen arme Leute.

Die heilige Elisabeth war vollkommener Leibesgestalt, hatte braune Gesichtsfarbe und ein schönes Ansehen, war ernst in ihrem Gange und Wandel, züchtig und sittsam, gütig in der Rede, innig im Gebete, über die Maßen barmherzig gegen Arme, friedsam unter dem Hofgesinde, freundlich und herablassend gegen ihre Dienerschaft, tugendsam und voll der göttlichen Liebe.

Quellen: