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Der Schatz bei Gotha

  Mone Anzeiger VI, 394

Einem Handwerksburschen in der Nähe von Gotha träumte einige Nächte hinter einander, er möge mit seinem Freunde in das nächste Wäldchen an einen bestimmten Platz gehen, von dem Zwiesel, den er dort finde, eine Stange schneiden und sich damit in das angrenzende Wiesenthal begeben, wo ein Kessel voll Gold stehe; stillschweigend sollten sie durch die Ringe des Kessels die Stange schieben, ihn dann forttragen und an das, was ihnen vorkäme, sich nicht im mindesten kehren. Der Handwerksbursche erzählte das seinem Freunde, der die folgende Nacht bei ihm blieb, damit sie, wenn jenem dasselbe nochmals träumte, sogleich zusammen fort könnten. Als nun der nämliche Traum wieder erfolgt war, brachen sie unverweilt auf, fanden richtig den Zwiesel, welchen sie abhieben , daraus eine oben und unten zugespisste Stange machten und dann in das Wiesenthal gingen, wo sie den Kessel voll Gold stehen sahen. Schnell schoben sie durch dessen Ringe die Stange, legten niedergebückt sie auf ihre Achsel und wollten aufstehen. Da erblickten sie über sich einen Galgen, worauf ein Mann sass, der eine Kette herabrasseln liess und rief: „welchen soll ich nehmen, den mit dem rothen oder mit dem blauen Hemd?„ „Ach Gott, komm, wir gehen geschwind heim!“ sagte erschrocken der eine, und augenblicklich versank der Kessel, Mann und Galgen verschwanden und nur die Ringe blieben an der Stange hängen, welche man nachmals zu Gotha in der Kirche aufbewahrt hat.

Quellen: