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Sagen von Möbisburg - 6.Sage

  Thuringia. 1842. S. 67 ff.

Vor vielen Jahren hatte ein armer Mühlknappe, weil er kein Unterkommen in einer Mühle finden konnte, sich als Knecht in der Bischleber Pfarre vermiethet. Die ungewohnte Feldarbeit kam ihn zwar sauer an, aber er blieb munter und unverdrossen. Einmal sollte er eine Leede nahe unter der Burg umhacken. Erst spät Abends um eilf wurde er damit fertig. Er will nun heimgehen, da sieht er plösslich auf der Burg zwei Männer stehen in langen Mönchskutten und aschgrauen Angesichts, zwischen beiden eine Braupfanne voll Gold. Sie winken ihm und als er unerschrocken näher tritt, sprachen beide zugleich: „nimm, es ist dir beschieden!“ „Wenn ich das haben soll, “ antwortet der Mühlknappe, „ so tragt mir's auch heim.„ Da heben die beiden Mönche stillschweigend die Braupfanne auf und tragen sie ihm nach bis vor die Thüre der Bischleber Pfarre. Dort sessen sie das Gold nieder, grüssen ihn noch einmal mit ernsthaftem Nicken und verschwinden. Wer war froher als der Mühlbursche, der eben noch blutarm und jetzt steinreich) war. Er bauete alsbald drei Mühlen, die Möbisburger, die Bischleber und die Kühnhäuser, und war und blieb ein reicher Mann bis an seinen Tod. Nach seinem Tode haben die Söhne das Geld mit Mezen getheilt.

Vor Jahren, als Soldaten in Möbisburg einquartirt waren, stand eine Schildwache nahe am Brunnen bei der alten Linde. Um Mitternacht sieht der Soldat eine weisse Frau mit langem Schleier angethan langsamen Schrittes von der Kirche die Stufen hinab an den Brunnen gehen. Dort lehnt sie sich auf den Brunnenrand, schaut lange in die Tiefe hinab, dann wendet sie sich und geht so langsam und unhörbar, wie sie gekommen, die Stufen wieder hinauf und verschwindet. Der Soldat hat nicht das Herz gehabt sie anzurufen.

Quellen: