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Das stille Kind bei Erfurt

  Falkenstein's Historie von Erfurt S. 1037 .

Im Frühjahr des Jahres 1677 liess sich in der Umgegend von Erfurt ein kleines Mädchen sehen, welches etwa zehn Jahre alt war. Im Gesichte war es ganz blass, hatte ein weisses Kleid an und seine Haare waren in Zöpfe geflochten. Es ging meist durch die Alacher und Bindersleber Felder, redete mit sich selbst, aber Niemand konnte seine Worte verstehen. In der Hand trug es ein braunrothes Stäbchen und schlug, während es durch die Getreidefelder oder über die Wiesen wandelte, damit die Blumen ab, dass man solche aller Orten umherliegen sah. Wollte diesem Mädchen Jemand nach oder entgegen gehen, so überkam ihn ein gewaltiges Grauen, so dass er von seinem Gange ablassen und zurückweichen musste. Ein Flurschütz hatte das Kind einmal geschlagen, weil es mitten durch die Saaten gelaufen war; seitdem sah er das Kind fort und fort mit Grauen und sprach irre und verwirrt.

Quellen: