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Faust frisst einem Bauer ein Fuder Heu mit Wagen und Pferden

  Historia von D. Joh. Fausten. Frankf. 1587. S. 1032.

Auch nach Gotha kam Faust, wo er zu thun hatte. Nach dem Nachtessen ging er mit einigen Bekannten vor das Thor um den Graben spazieren. Da begegnet der Gesellschaft ein Wagen mit Heu, Faust aber ging in den Fahrweg, dass ihn der Bauer nothgedrungen ansprechen musste, er möchte ihm ausweichen und sich neben dem Fahrweg halten. Faust, der wohl bezecht war, antwortet ihm: „nun will ich sehen, ob ich dir oder du mir weichen musst. Hast du nicht gehört, dass einem vollen Manne ein Heuwagen ausweichen sell?“ Der Bauer ward darüber erzürnt und gab Faust viel trozige Worte, dieser aber entgegnete: „Bauer, mach' nicht viel Umstände oder ich fress dir den Wagen, das Heu und die Pferde.“ „Ei, meinetwegen,“ sprach der Bauer. Faust verblendete ihn hierauf nicht anders, als dass der Bauer meinte, jener habe ein Maul so gross als ein Zuber und fresse und verschlinge zuerst die Pferde, darnach das Heu und den Wagen. Erschrocken lief er zum Bürgermeister und berichtete ihm mit der Wahrheit, wie alles ergangen wäre. Der Bürgermeister ging mit ihm diese Geschichte zu besehen und als sie vor's Thor kamen, fanden sie des Bauern Ross und Wagen im Geschirr stehen, wie zuvor. Faust hatte den Bauer nur geblendet.

Quellen: