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Wie Faust Fische und Wein herbeischafft

  Historia von D. Johann Fausten. Gedr. zu Frankfurt a. M. durch Joh. Spies. 1587.
  (Scheible's Kloster 2. Bd. S. 1040.)

Faust kam einmal mit andern Reisenden in ein Wirthshaus in Thüringen und sprach mit seinen Begleitern die Wirthin in Abwesenheit des Wirths freundlich um Herberge an. Die Wirthin aber war unfreundlich und wollte die Gesellschaft nicht aufnehmen, denn sie habe nichts zu essen und ihr Mann sei nicht zu Hause. Liebe Wirthin,„ sprach Faust, das lasst euch nicht irren, wir wollen für gut nehmen und desto enger zusammen sizen. “ Die Wirthin liess sich etwas bewegen und versprach ihnen zwar Herberge, wollte ihnen aber nichts zu essen geben. Da sagten Einige aus der Gesellschaft: „hätten wir ein Stück oder etliche von dem Hechte, so uns heut zu Mittag übrig geblieben sind.“ Faust sprach: „gelüstet euch nach Hechten, so will ich sehen, was mein Koch vermag,“ klopfte damit ans Fenster mit einem Finger und rief: „bring, was du hast,“ griff bald darauf zum Fenster hinaus und brachte eine grosse Schüssel voll abgesottener Hechte sammt einer grossen Kanne mit gutem rheinischen Wein. Da waren sie alle fröhlich, weil es so gut ging, und obwohl sie sich etwas entsessten, liessen sie sich doch leicht überreden, assen und zechten und lebten wohl.

Quellen: