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Der eiserne Dolch am Rathhause zu Erfurt

  Thür. Vaterlandskunde. 1802. S. 782.
  Falkenstein Historie von Erfurt S. 243.

An der Ecke des Rathhauses nach den Wölfen zu siehet man einen alten eisernen Dolch befestigt, wie man ihn in alten Zeiten zu führen pflegte. Von diesem Dolche erzählen die Leute, dass mit demselben einst ein Sohn seinen Vater ermordet habe; der Sohn sei geköpft und das Mortgewehr zum schauderhaften Andenken hier aufbewahrt worden.

Doch findet man die Geschichte in keiner Chronik verzeichnet, obwohl dergleichen Begebenheiten in den alten Zeitbüchern getreulicher als andere wichtige Sachen bemerkt sind. Andere meinen, der Dolch sei am Rathhause befestigt worden, um sich die Messer darnach verfertigen zu lassen, die man vor Zeiten zu seiner Vertheidigung tragen durfte. So heisst es in den alten Zuchtbriefen der Stadt Erfurt: „Des Tages soll Niemand Waffen oder Wehr tragen, als ein Bürger und Bürgers Kinder; des Nachts aber Niemand als der Rath und seine Diener. Will einer ein Messer tragen, so soll es nach dem Masse am Rathhause sein.“

Quellen: