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Vom Anfang der Stadt Erfurt

  Joh. Rothe düring. Chron. S. 121 f.
  Fallenstein Historie der Stadt Erfurt S. 2 u. 5 .
  Additiones ad Lambertum Schafnaburg. in Scriptores rer.
  Germ. ed. Struve. Tom. I. p. 439 sq .

Als Merwig König in Thüringen war, hat derselbe eine Burg an demjenigen Orte angelegt, wo noch jetzt das Dorf Möbisburg vorhanden ist, und sie nach seinem Namen Merwigsburg genannt, wo er beständig gewohnt und Hof gehalten, auch den einfallenden Völkern Widerstand gethan hat. Dort ist nachgehends auch St. Dionysii Kirche erbaut worden. Der König Merwig hat auch einen Saal auf dem Petersberge erbauet, sonst ist aber von der Stadt noch nichts vorhanden gewesen, ausser dass unten am Berge ein Dorf Namens Schilderoda gestanden hat, wo heutiges Tages die St. Andreaskirche zu sehen ist.

Da nun aber männiglich geschäftig war, das Land in Arbeit zu bringen, war unter andern ein vornehmer Kriegsmann und Edler am königlichen Hofe zu Burgscheidungen, Namens Erpo oder Erff. Der wählte sich den Ort bei Schilderoda und baute eine Mühle im Brühl, daher man ihn einen Müller geheissen; und weil nicht aller Orten durch das Wasser zu reiten oder zu fahren war, liess er eine Furt durchgraben an dem Orte, wo jezt. die Furtmühle ist, damit man auf Schilderoda bequem durchgehen könne. Die hiess man Erpsfurt. Also hat er unter König Hoyers Regierung den ersten Stein zur Stadt Erfurt gelegt.

Man hat von Erfurts Urzeit auch diese Sage. Im 707. Jahre nach Christus hat der König Dagobert ein Kloster in Erfurt erbauet auf dem Berge, den man vor Alters Merwigsburg genannt hat von Merwig, dem heidnischen Könige der Franken, welcher ein Sohn Merwigs, des Fürsten von Thüringen und ein Oberältervater des Königs Dagobert gewesen ist. Nachdem er den heidnischen Namen der Stadt oder des Bergs hinweg gethan, hat er denselben Petersberg genannt und daselbst ein einsam Mönchsleben eingerichtet; hat auch die Burg zerstört und St. Peters Münster gebaut auf Bitten des Mönchs Adeodat oder Trutmann, welcher um dieselbe Zeit von Kygibert, dem Erzbischofe zu Mainz, bei der Kirche St. Blasii zum Mönch gemacht worden war. Auch übergab er alles, was er in Thüringen von mütterlicher Erbschaft besass, dem heil. Petrus und den daselbst Gott dienenden Mönchen. Diesen Besitz hat nachmals der heil. Bonifazius wieder weggenommen, ein Bisthum daselbst gemacht und den Mönchen nur so viel gelassen, als ihnen zur täglichen Nahrung nöthig war.

Quellen: