Das gebannte Weib

  Schriftl. Mittheilung von Herrn K. Aue in Weimar.

Ein wenig über Lüzendorf, einem Gasthofe und Kammergute an der Stelle des im Bruderkriege verwüsteten Dorfes gleiches Namens bei Weimar, gegen die Höhe des Ettersberges ist ein unheimlicher Ort, wo in einen kleinen Kreiss der Geist eines Weibes gebannt ist. Zu Mittage erscheint der Geist den Leuten, die der Stelle nahen und greift nach ihren Kleidern., Kommen sie in den kleinen Kreiss, so sind sie verloren, denn der Geist ergreift sie am Kleide und von Stunde an werden sie nicht mehr gesehen. Der Geist trägt neun Mügen über einander, die eine immer schöner als die andere, führet ein Beil und hat ein kläffendes Hündlein bei sich. Oft wenn Holzleser in die Nähe kommen, finden sie einen Haufen Reiser. Sie dürfen aber den Korb nicht dahin legen, weil er nach Verlauf der Mittagsstunde verschwindet und erst wieder sichtbar wird, wenn der Geist wieder erscheinen darf.

Quellen:

• Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930