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Der im Berge schlafende Kaiser

  Prätorius Weltbeschr. I, 306 f. Alectryomantia p. 69.
  Tenzel monatl. Unterredungen 1689. S. 719 f.
  Melissantes curiöse Beschr. verwüsteter Bergschlösser. 1721. S. 120.
  Alte u. neue thür. Chronik. Arnstadt. 1725. S. 232.
  Behrens Hercynia curiosa p. 131.
  Agricola Sprüchwörter 710.
  Grimm deutsche Sagen I, 23. S. 29.

Von dem Kyffhäuser wissen die Leute in der Umgegend gar vielerlei zu erzählen. Die gemeinste Sage ist, dass wie Kaiser Carolus Magnus zu Nürnberg auf der Burg sich in einen sehr tiefen Brunnen verwünscht habe, so wohne Kaiser Friedrich, der Rothbart zubenannt, mit seinem Hefgesinde in dem Kyffhäuser. Er size darin auf einer Bank an einem Steintische, halte den Kopf in der Hand und ruhe oder schlafe, dabei nicke er aber stets mit dem Kopfe und zwinkere mit den Augen, als ob er nicht recht schliefe oder bald wieder erwachen wolle; sein rother Bart sei ihm durch den Tisch hindurch bis auf die Füsse gewachsen. Auch stehen die Leute in dem Gedanken, dass derselbe vor dem jüngsten Tage wieder aufwachen und sein verlasszenes Kaiserthum aufs neue antreten und wieder bestätigen werde.

Wenn er dann hervorkommt, werde er seinen Schild hängen an einen dürren Baum, davon werde der Baum grünen und eine bessere Zeit werden. Andere sagen, sein Bart sei um den Tisch gewachsen, dergestalt, dass er dreimal um die Rundung des Tisches reichen muss bis zu seinem Aufwachen, jetzt aber geht er erst zweimal darum.

Quellen: