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Die Kröte auf dem Brodlaib

  Thuringia. 1842. S. 124 f.

An der Abendseite des Rathhauses zu Neustadt hängt an einer eisernen Kette ein steinernes Brod, worauf eine Kröte sitzt. Ein wohlhabender Neustädter Bürger hatte noch bei rüstigen Jahren seinen Kindern Haus und Hof übergeben, ihn selbst aber sollten sie bis an seinen Tod ernähren und pflegen. Eine Weile ging das auch recht gut, aber der alte Vater lebte den bösen Kindern zu lange, sie hielten ihn später immer schlechter und verschlossen ihm endlich gar das Brod. Als nun der alte Mann zuletzt dem Hunger und Kummer erlag und gestorben war, fanden seine Kinder im Brodschranke auf dem Brodlaib eine grosse giftige Kröte sitzen und so oft sie Brod bucken und in den Schrank thaten, war auch die Kröte da. Zur Warnung für alle bösen Kinder liess deshalb der Magistrat in Neustadt ein Brod, worauf eine Kröte sitzt, in Stein hauen und an dem Rathhause öffentlich aufhängen.

Später wurde dieser Stein den am Pranger ausgestellten Feld- und Gartendieben angehangen und dieses sollte eine Schärfung ihrer Strafe sein.

Quellen: