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Von Perchtha's Umzügen

  Grimm Mythol. 3 Asgbe. S. 253.
  Börner Volkssagen S. 126. 133.

Von Perchtha's Umzügen mit dem Ackerpfluge im Geleit der Heimchenschaar hat man diese Sagen.

Der Wagnermeister aus Colba ging am Vorabende des heil. Dreikönigfestes von Oppurg, wo er auf Arbeit gewesen war, spät in der Nacht nach Hause. Am Ufer der Orla stiess er auf Perchtha, deren zerbrochenen Pflug Heimchen klagend umringten. Hast du ein Beil bei dir, so hilf und zimmere!„ rief Perchtha den erschrockenen Mann an. Er half so gut als ihm möglich war, doch von den gefallenen Spänen, dem ihm zugewiesenen Lohne, nahm er nichts, „dergleichen hab ich selbst genug zu Hause,“ gab er zur Antwort. Daheim erzählte er, was ihm begegnet war und als die Leute ungläubig den Kopf schüttelten, zog er den Schuh aus, worin ihn ein hineingefallener Span gedrückt hatte, schüttelte ihn aus und ein blankes Goldstück rollte auf den Tisch. Jahr und Tag vergingen, ein Geselle, der des Meisters Erzählung mit angehört hatte, macht sich in der Perchthennacht auf den Weg und harrt an der Orla, da wo sein Meister auf Perchtha getroffen war. Bald kommt sie mit ihrem Kinderzuge an. „Was suchst du hier um diese Zeit?“ rief sie zürnend. Jener zeigt auf sein Beil, stottert etwas her von Hilfe und von Spänen aus dem Ackerpfluge, die er gern haben möchte. „Diessmal bin ich mit Werkzeug besser versehen, du aber nimm hin, was dir für solche Mühe gebührt,“ spricht Berchtha und haut mit ihrem Beil den Burschen in die Schulter.

Zu einer andern Zeit ging in derselben Nacht eine Spinnerin aus der Rockenstube von Neidenberge nach Hause. Sie hatte rein abgesponnen und war wohlgemuth, da schritt den Berg heran ihr entgegen Perchtha mit dem grossen Zuge der Heimchen, alle Kinder von gleicher Art und Grösse. Mühsam schob eine Schaar der Kleinen an einem schweren Ackerpflug , ein anderer Haufe war mit allerlei Wirthschaftsgeräth beladen, alle aber klagten laut, dass sie keine Heimath mehr hätten. Ueber diesen wunderlichen Zug lachte die Dirne von Herzensgrunde laut auf. Darüber schreckten die Heimchen zusammen, liessen den Pflug los und das Gepäck fallen und beides rollte den steilen Abhang des Berges herunter. Zürnend trat Perchtha vor die leichtfertige Dirne und blies sie an, dass sie auf der Stelle erblindete. Das arme Mädchen irrte die ganze Nacht umher, erst am Morgen gelangte sie mit Hilfe anderer Leute in ihr Dorf Altar, sie war unglücklich, konnte nicht mehr arbeiten und sass traurig am Wege und bettelte. Als das Jahr verstrichen war und Perchtha am Abende vor dem Dreikönigfeste wieder in Altar einkehrte, bettelte die Blinde, weil sie Niemand kannte, auch die vorüberziehende hohe Frau an und erzählte wie gewöhnlich die Geschichte ihres Unglücks. „Es ist wahr,“ sprach Perchtha gütig, „ voriges Jahr blies ich hier ein Paar Lichtlein aus, so will ich sie heuer wieder anblasen,„ und bei diesen Worten blies sie der Magd in die Augen, welche alsbald wieder sehend wurden.

Dieselbe Sage findet sich auch in der sogenannten Sorge bei Neustadt an der Orla.

Quellen: