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Der verschmähete Kuchen

  Börner Volkssagen aus dem Orlagau S. 208 f.

Der Fusssteig von Wilhelmsdorf nach Dobian führt an einer einsam gelegenen Bergwand vorüber, die Eisengruben„ genannt. Dort ackerte ein Knecht auf dem Felde und hörte bei seiner Arbeit ganz in der Nähe, obwohl er Niemand sah, ein leises Gerede verschiedener Stimmen und als er recht aufmerksam hinhorchte, vernahm er folgendes Gespräch:

„Na, Trude, flugs den Kehrbesen her!“ - „Geduld, was eilt es euch denn sehr?“ - „Will backen.“ - „Back' heut eben so, im Ofen brennt's schon lichterloh.“ - „Nun gar, was backt ihr denn für Kuchen?“ - „Vorbacken,“ - „und ich Käsekuchen.“ - „Ei, habt ihr ausgebacken,“ rief laut und vorlaut der Knecht drein, „so bringt mir auch ein Stück von euerm Vorbacken und von euerm Käsekuchen.“

Bald darauf legt sich der Knecht zur Mittagsruhe nieder und als er erwacht und weiter ackern will, liegen zwei grosse Kuchenstücke, das eine Vorbacken, das andere Käsekuchen, auf seinem Ackerpfluge. Ihm graut vor der unheimlichen Mahlzeit und er wirft den Kuchen vom Pfluge herunter, doch sofort liegen beide Stücke wieder darauf. Seine Angst und sein Grauen wächst und zuletzt schleudert er den Kuchen so weit von sich, als er nur vermag. Nun bleibt zwar die verschmähte Gabe weg und der Knecht eilt nach Hause, erkrankt aber und stirbt.

Quellen: