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Die Nixe im Sülzenbrücker Teiche

  Mündlich.
  Vergl. Bube deutsche Sagen. Gotha 1840. S. 1.

Bei Molsdorf nach Abend zu in der Richtung nach Sülzenbrück ist ein Hain gelegen, gewöhnlich der Sülzenbrücker Teich genannt, weil vormals an seiner Stelle ein Weiher war. Auch von diesem Teiche erzählt man die in Thüringen so verbreitete Nixensage.

In Molsdorf war Kirchweih und das junge Volk hielt einen lustigen Tanz. Im Sülzenbrücker Teiche wohnte eine Nixe. Zu dieser drang in der stillen Nacht die Musik aus der nahen Schenke, lauschend streckte sie ihr Haupt aus dem Gewässer empor und bekam Lust nach Molsdorf zum Tanze zu gehen. Sie stieg ans Ufer, trocknete ihr Haar und schmückte sich und ungesehen huschte sie dann in den Tanzsaal unter die Zahl der übrigen Mädchen. Hier wollte sie ein wenig am Tanze sich erfreuen und dann wieder unbemerkt, wie sie gekommen, in ihr Wellenreich zurückkehren, ehe noch der Morgen graute. Ihre seltene Schönheit fiel allen auf; der schönste Bursche holte sie zum Tanze und lustig und fröhlich schwebte sie mit ihm im Saale dahin. Bald überkam den Burschen eine wunderbare Liebe zu der schönen Tänzerin, mit Freude und Entzücken ruhte sein Auge in dem ihrigen; das Nixlein hatte es ihm angethan. Doch auch ihr ist so wohl und so wehe, sie fühlt nicht minder die Gluth der irdischen Liebe und vergisst darüber die rechte Stunde des Scheidens und Abschieds. Als es schon zu tagen beginnt, wird sie mit Schrecken ihrer Versäumniss inne; sie erblasst und reisst sich mit Gewalt von ihrem Tänzer los, eilt nach dem Weiher und stürzt sich athemlos und verzweifelnd in die Fluthen. Wild schäumet das Wasser auf und seine Klarheit ist mit Blut getrübt. Den Burschen aber, der ihr ans Wasser nachgeeilt ist, ergreift ein unendliches Weh und Leid; eine unsichtbare Gewalt treibt ihn an, dass er der holden Nixe nachstürzt und mit ihr in den Fluthen auf ewig verschwindet.

Quellen: