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Vom treuen Eckart

Vom treuen Eckart, der am Eingange in den Hörselberg sizt, und wie andere alte Sagen melden „alle Leute warnt, sie sollten nicht in den Berg gehen,„ sagt das Gedicht:

„Wenn du nu kommen bist hinein,
Vnd meinst du seyst da gar allein.
Bald siehestu zu der linken stan,
Ein grossen grawen alten Man.
Den man den trewen Eckhard nent,
An seiner kleidung Ihn man kent.
Der ist Alt frenckisch vnbekandt,
Ein Scepter tregt Er in der handt.
Der dir bald winckt, dich vnterricht,
Was für gefahr vnd grausam geschicht
Dir kommen werden vntter augen,
Drumb magstu sehen vnd wol zu schawen.
Damit du volgest seiner lehr,
Vnd hierdurch meidest gros gefahr.
Man helts dafür, das dieser Alt,
Ein Engel in menschen gestalt.
Von Got hieher geordnet sey,
Damit er warn, wer kompt herbey.
Wen man nu ist berichtet wol,
Wie man sich fort verhalten soll.
So danck mit vleis dem alten Mann,
Vnd mach dich fertig zu der Bahn.
Da wirstu sehen also baldt,
Inn Berg hinein als wers ein waldt.
Von hundert meilen lang und breit,
So mechtig gros scheint Er und weit.
Vnmöglich ists sich zu vnterstehen,
In diesem berg das End zu sehen.
So kan man gar nicht wissen auch,
Des Berges höhe vor Nebel und rauch.
Die teglich drinnen stehn vnd schweben,
Nur nimb dein wahr vnd merk es eben.
Da kömpt dir erstlich vor die handt,
Ein starker hundt ohn Eisern bandt.
Der ist sehr gros vnd vngehewer,
Sein rachen brendt mit hellischen fewer.
Der fert vnd springt, als wolt Er dich,
Verschlingen in eim augenblick.
An den soltu dich keeren nicht,
Sondern strack volgen dem bericht.
Des trewen Eckhardts vnd von stund,
Dich wenden von dem besen hundt.“

Von einem Lautenissten, der im Hörselberge aufspielen musste, erzählt das Gedicht:

„Es hat sich auch zur selben frist,
Begeben das Ein lautenist.
Des Orts nicht fern gar wol bekandt,
Sey doch auf dismahl vngenant.

Mit seiner lautten rein vnd gut,
Auff eine hochzeit wandern thut.
Sein weg nimpt er nicht alzu weit,
Vom berg faste zu abendts zeit.

Wie er nu aber von der nacht,
Wird vberfallen, nicht betracht.
Wieviel vnd gros gefehrlichkeit,
Mit bring des orts gelegenheit.

Da kompt ein langer schwarzer Man,
Zum lautenist, greifft Ihn an.
Vnd führt Ihn durch das loch geschwind,
Der lautenist erst sich besindt.

Vnd ist erstarret von angste viel,
In dem er fürder gehen will.
Sicht Er vor sich den Eckhart trew,
Der winckt Ihm, sprach mein freundt herbey.

Dir wird hie in dem Berg fürwahr,
Wo du nicht acht hast, viel gefahr.
Zu handen kommen, scheu dich nicht,
Vnd merk mit vleis mein vnterricht.

Voraus bind ich dir ein gar thewr,
Vor diesem hunde vngehewr.
Hüt dich mit vleis, kere dich nicht dran,
Ob Er schrecklich dich falle ahn.

Sieh auch im wenigsten nicht zurück,
Merk nur ernstlich auff alle stück.
Wenn du Itzt fort wirst gehen nuh,
So merch mit vleis vnd sich wol zu.

Damit du dich nicht kerest vmb,
Las dich nicht irren viel gesumb.
Im widerkehren thue desgleich,
Sieh nicht zurück, vermeide streich.

Ob dir auch würde kommen für,
Mancherley ding dort vnd hier.
Vnd ob man dir würd geldt vnd Goldt,
Fürtragen, bieten, du nicht sollt.

Im kleinsten dich bewegen lahn,
Sey wol gewarnet, vnd las es stahn.
Greiff Ja nicht zu, wartt deiner Laut,
Sich dich nicht vmb, Ich merck dir grawt.

Darümb lass dir wol befohlen sein,
Das dich bewege nicht der schein.
Der lautenist wahr trawers voll,
Kundt Es doch gar nicht Endern wol.

Es must allhie gewaget sein,
Da halff weder das gros noch klein.
Wie er nuhn bis am Sechsten tag,
Im berg des lautenschlahens pflag.

Vnd nun gesehen, gehört die ding,
Davon Ihms lachen gar verging.
Da kömpt zuletzt ein zwerglein klein,
Das zopf Ihn heimlich bei eim bein.

Vnd winct Ihm das er folgen soltt,
Der arme man Eiltt sehr vndt woltt.
Zugleich auch sehen mitt zurück,
Damitt Ihm nicht an hals ein strick.

Geworffen würde, mitt gefahr,
Den Ihm nachfolgt eine grosse schar.
Die drawiten Ihm ohn vntterlass,
Darüber er dan gar vergas.

Des Altten trewen Eckardts rath,
Kam also baldt zu grossen schadt.
Indem er auch sah hinder sich,
Vor furcht vudt Angsten zitterlich.

Bleibt Ihm der hals zur seitten stahn,
Und kondt forthin derselbe man.
Bis an sein Endt nicht kehren vmb,
Den hals, must Ihn so tragen krumb.

Er wendett sich wil gehen fortt,
Bald sicht er für, siehett die pfortt.
Er troch eylendts mitt furcht hinaus ,
Vndt kam also vorlett hinaus.

Must auch den halss bis in den todt,
So frumb tragen nicht ohne spott.
Niemandts Ihn auch in seiner stadt,
Fortan fröhlich gesehen hatt.“

Quellen: