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Der Hörselberg bei Eisenach

  Pfefferkorn Thür. Chronik. 1685. S. 25 f.
  Agrikola Auslegung deutscher Sprichwörter 301.

Zwischen Gotha und Eisenach lieget der Hörselberg, von welchem die Mönche viel gedichtet und unter andern vorgegeben haben, es gehöre dieser Berg zur Werkstatt des Fegefeuers und die Seelen der Gestorbenen würden darin gequälet. Auch haben sie erzählet, dass man vor dem grossen Loch dieses Berges, obgleich man des Abends den Sand davor ganz gleich gemacht habe, doch des Morgens allerhand Fussstapfen gesehen habe von Menschen und Thieren, die aus und ein gegangen wären.

Auch der treue Eckart, wie ihn die Bauern nennen, mit dem wüthenden Heere, vor dem er her gehe, die Leute vor Schaden zu warnen, habe in dem Berge seine Wohnung, und das daran gelegene Dorf Sättelstedt heisse so viel als Satanstädt.

Agrikola erzählt: „Im Lande zu Thüringen nicht ferne von Eisenach liegt ein Berg, der Hoselberg genannt, da der Teufel bei Menschen und meinen Gedenken Fuhrleute mit Wein in einem Gesichte eingeführt und ihnen gezeigt hat, wie tief etliche Leute, die noch gelebt und ich gekannt habe, in den höllischen Flammen gesessen haben.“

Doctor Luther sagt, dass anno 1546 Etliche vom Adel im Land zu Thüringen auf eine Zeit im Hörselberg des Nachts Hasen aufgejagt und ihrer bei acht gefangen hätten; wie sie nun heimkamen und die Hasen aufhingen, so waren des Morgens eitel Pferdsköpfe daraus geworden. Den Hörselberg als eine Werkstatt des Fegefeuers, darin die Seelen der Gestorbenen gequält werden, schildert in grosser Ausführlichkeit auch ein altes, ungedrucktes Gedicht vom Jahre 1592, das sich auf der Universitätsbibliothek in Jena befindet. Darin wird der Berg so beschrieben.

„So ist nun das vom Hörselberg,
Gewiss vnd gar kein Narrenwerk.
Das wunderding am selbigen ortt,
Gesehen werden vnd gehort.

Er ist mit Nebel stets vmbfangen,
Von viche vnd Menschen vmbgangen.
Von Stauden Hecken ist Er dick,
Nibblicht, darümb Er schrecklich ahnblickt.

Sein leng ist ziemlich, in die Breit,
Erstreckt sich sein Rvuir nicht weitt.
Wan sich bisweilen erlustiren,
Die Bawern wöllen vnd spazziren.

Den Berg hinauf, wird bald Ihr Lust,
Durch schrecken vnd gespenst gebüst.
Alda, beydes zu tag vnd nacht,
Viel seltzam Ding werden volbracht.

Darümb wird der bergk von Nachbarn zwar,
Geschewet vnd verlassen gar.“

Vom Eingang in den Berg heisst es:

„Gegen Abent ligt die pfort ist Eng,
Darein man kriechen mus gedreng.
Der eingang ist lang ohn gefahr,
Zehn klafftern, eine in die quer.“

Und an einer andern Stelle:

„Durch dieses loch vnd eingang,
Mus kriechen, wer will sehen zu handt.
Die wunder Ebentewr darzu,
Gespenst, Gesums, vnd gros vnruh.
So sich des Orts gar manigfaldt,
Left hören, sehen, mit gewaldt.„

Quellen: