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Das weisse Fräulein auf der Brandenburg

  Heusinger Sagen S. 107 ff.
  Mündlich.

Auf der Brandenburg bei Lauchröden zeigt sich schon seit vielen, vielen Jahren im Mondschein, zuweilen auch am hellen Tage ein Fräulein in einem langen weissen Gewande im innern Burghofe, oft auch mit zurückgeschlagenem Schleier im westlichen Bogenfenster der zerfallenen Kapelle. Man hat sie nie müssig gesehen; bald ist sie mit der Spindel beschäftigt, bald trocknet sie Flachsknotten auf einem weissen, saubern Tuche. Schwermüthig lächelnd bietet sie jedem, der sich ihr naht, eine Handvoll von ihren Knotten und diejenigen, welche das unscheinbare Geschenk angenommen, haben nie Ursache gehabt es zu bereuen, denn sie fanden daheim statt der Samenkörner eitel Gold in ihren Taschen. Auch soll es sich schon oft zugetragen haben, dass ein treues, tugendsames Liebespaar, dem es an einer Aussteuer fehlte und das sich mit der Bitte um eine Gabe ihr näherte, reich beschenkt von ihr entlassen wurde.

Quellen: