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Der Brautstrudel bei Ebenau

  Heusinger Sagen aus dem Werrathale. Eisenach 1841. S. 140.
  Mündlich

Ein Brautpaar kehrte einst von der Trauung in Kreuzburg mit seinem Gefolge nach Buchenau zurück. Als sie zur Stelle kamen, wo am Fusse des Eschenborner Berges die Werra sich im raschen Wirbel über einer bodenlosen Tiefe kreisselt und dreht, frug die junge Frau im Scherz ihren Mann: „würdest du mir wohl nachspringen, wenn ich dort hineinstürzte?„ und deutete dabei auf den unheimlichen Strudel, trat auch dem Ufer so nahe, dass die spielenden Wellen ihre Füsse berührten. „Gewiss würde ich das thun,“ entgegnete ihr der Mann; „doch wozu diese Frage? Komm, lass uns weiter gehen!“ Aber sie blieb stehen und um so länger, je mehr sie sah, dass ihr Mann sich ängstigte und immer dringender bat, dass sie von der bösen, verrufenen Stelle zurücktreten möchte.

Da wogt und wallt mit einem Male der Strom hoch auf und aus dem Wirbel taucht die Nixe und zeigt drohend ihr bleiches Gesicht. Da will sich die Frau an ihrem Manne festhalten, aber plötzlich hört man einen lauten Schrei, die Nixe hatte sie schon ergriffen und taucht mit ihr unter in die schäumenden Wogen. Wohl sprang der treue Mann ihr sogleich zur Rettung nach, aber der brausende Strudel zog auch ihn in den Abgrund nieder.

Seitdem heisst jener Wirbel der Brautstrudel und wird männiglich gemieden, weil die Geister der Abgeschiedenen dort umgehen sollen.

Quellen: