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Der Ritter Hermann von Treffurt

  Joh. Rothe dür. Chron. S. 750.
  Ursinus bei Menken III, 131 !.
  Bange thür. Chron. Bl. 129.
  Binhard thür. Chron. S. 245.

Zu Treffurt lebte im Anfange des 14. Jahrhunderts ein Ritter, genannt Hermann von Treffurt. Er war ein wüster Gesell, der gern auf Buhlschaft ausging, ehrbaren Frauen und Jungfrauen nachstellte und sie um ihre Ehre brachte, so dass kein Mann in seinem Gebiet seine Tochter über zwölf Jahre daheim behalten durfte. Dabei aber ist er andächtig gewesen, fleissig in die Messe gegangen, hat auch die Gezeiten St. Mariä mit grosser Andacht gesprochen. Als er nun einmal seiner Gewohnheit nach auf Buhlschaft ausgewesen war und in der Nacht allein im Finstern über den Hellerstein hinreiten wollte, fehlte er des rechten Weges und kam auf den höchsten Stein des Hellersteins. Das Pferd stutzte an dem jähen Abhang des Felsens, der Ritter aber gab ihm den Sporn, dass es den hohen Felsen mit ihm hinunter sprang und todt niederstürzte, der Sattel in Stücken ging und das Schwert an seiner Seite zerbrach. Der Ritter aber rief bei diesem Falle die Mutter Gottes an und es hat ihm gedeucht, als werde er von einer Frau umfangen, die ihn sanft und unverlegt auf die Erde gesetzt. Und darüber kam ihn eine solche Reue an, dass er sich der Welt abthat, in einem grauen Rocke und ohne Schuhe einherging, auch nimmer Fleisch oder Fische aß, keinen Wein trank, all' sein Gut und seine Lehen um Gottes willen unter seine Brüder theilte und sich nach Eisenach begab. Dort ging er Winter und Sommer barfüssig zur Kirche, heischte alle Tage sein Brod vor den Häusern und wenn er seine Nothdurft gegessen hatte, so vergab er das übrige den Armen wieder, die mit ihm nach Brode gingen. Daselbst starb er in grosser Reue und Armuth in einem heiligen Leben. Nach seinem Tode hat er auch nicht bei andern frommen Christen sein Ruhebettlein haben wollen, sondern an einem unsaubern Orte, nämlich zu unserer lieben Frauen zwischen der Kirche und Stadtmauer, da die Schulknaben ihrer Nothdurft nach hinzugehen pflegen. Und das ist auch geschehen. Die Thumherren liessen ihm zu Ehren ein Crucifix auf eine Tafel malen zu seinen Füssen an die Kirchenmauer.

Quellen: