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Markgraf Friedrich der Freudige von einem Hirten gefangen

  Chronicon Aulae regiae in Dobneri monum. V, 390.
  Wachter Geschichte Sachsens III, 159. 377.

Der Markgraf Friedrich der Freudige war von dem Könige Adolf hart bekriegt und in eine so üble Lage gebracht worden, dass er in der ganzen Markgrafschaft Meissen kein festes Schloss mehr hatte, noch auch ein eigenes Pferd, auf dem er reiten konnte, sondern unstätt und flüchtig in dem eignen Lande umher irrte und bei seinen Freunden mehrere Tage lang den nöthigen Unterhalt erbetteln musste. In dieser tiefen Noth und bittern Armuth verliess ihn sein freudiger Muth nicht, ja zuweilen scherzte er über seine eigene Lage. Einst kam er allein zu einem Hirten, der auf den Feldern seine Heerde weidete. Zu diesem sprach er: „ich bitte dich, strecke deine Hände aus und fange mich.“ Der Hirt, welcher ihn nicht kannte, gab seiner Bitte nach und hielt ihn an der Schnur des Kleides wie einen Gefangenen fest. Da sprach zu ihm der Markgraf: „nun erzähle allen, dass du den Markgrafen von Meissen gefangen gehabt hast.“ Ueber diese Rede erstaunte der Hirt und hat nachher allen Leuten die Sache erzählt.

Quellen: