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Wie der heil. Elisabeth ihre Barmherzigkeit gegen die Armen von Gott wunderbar vergolten wird

  Gereimtes Leben der heil. Elisabeth in Graff's Diutiska I, 377-379.
  Dasselbe bei Menten Scriptores rer. Germ. II,
  Gerstenberger's Chronik b. Schminke Mon. Hass. II, 329.
  Rebhan histor. eccl. Isen. p. 45. Mspt .

Der Vater der heil. Elisabeth, der König von Ungarn, schickte einmal eine Gesandtschaft edler und achtbarer Herrn nach Thüringen zum Landgrafen Ludwig und zu seiner Tochter. Bei dieser Gelegenheit geschah ein grosses Wunder. Die fromme, gute Fürstin, welche die Armen oft kleidete, hatte damals keine kostbaren, ihres Standes würdigen Kleider anzuthun, um darin vor den fremden Herrn zu erscheinen. Darob betrübte sich ihr Gemahl, sie aber tröstete ihn und sprach: „achte das nicht gross, mein liebster Bruder, denn ich habe nie in Kleidern glänzen und Ehre darin haben wollen.“ Dann ging sie in ihr Gemach, fiel nieder auf ihre Kniee und rief Gott um seinen Beistand an. Als nun die fremden Herren vor den Fürsten kamen und man nach der heil. Elisabeth sandte, da hatte sie das schönste, hyacinthfarbige, mit kostbaren Perlen und Edelsteinen reich besetzte Kleid an, wie man ein solches noch nie auf Erden gesehen hatte. Des verwunderte sich der Landgraf und fragte sie nachher, woher sie das herrliche Kleid bekommen habe. Lächelnd sprach sie: „solche Dinge kann Gott thun, wenn es ihm gefällt.“

Zu einer andern Zeit kam auch der Kaiser zu dem Landgrafen Ludwig auf die Wartburg, um die heil. Elisabeth zu sehen, von deren Tugend und Frömmigkeit er schon oft gehört hatte. Als man sich zu Tische setzen wollte, sandte Gott durch seinen Engel der heil. Elisabeth eine goldene Krone und überaus kostbare und kunstreich gestickte Kleider, welche gleich dem Monde glänzten und leuchteten, wie solche noch Niemand gesehen hatte, so dass der Kaiser selbst und alle Herrn, die gegenwärtig waren, erstaunten und die grosse Pracht und Herrlichkeit der Kleider Höchlich bewunderten. Der Landgraf aber sagte Gott dafür grossen Dank.

So ward der heil. Elisabeth ihre Freigebigkeit gegen die Armen von Gott vergolten.

Quellen: