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Dieselbe Sage aus späterer Zeit

  Binhard newe vollkommene thür. Chronika I, 86 f.

Wie Graf Ludwig von Thüringen die Wartburg bei Eisenach erbaut habe, erzählt eine alte geschriebene Chronik auch auf folgende Weise. Der Graf jagte einmal am Inselberge und traf da ein Stück Wild an, dem ritt er nach bis an die Hörsel bei Eisenach und von da bis auf den Berg, wo jetzt die Wartburg liegt, zu warten, wo das Wild aus dem Walde liefe. Da gefiel ihm die Gelegenheit des Berges also wohl, dass er eine Lust darauf zu bauen bekam, trachtete deshalb auf Mittel und Wege, wie er's füglich anfinge und den Berg, welcher denen von Mittelstein und Frankenstein zuständig war, an sich brächte. Bald schickte er des Nachts aus und liess heimlich Erde in Körben von seinem Lande auf den Berg tragen, darnach auch einen Bergfrid machen und schlug ihn mit Gewalt auf. Da ward er von denen von Mittelstein und Frankenstein bei dem Reich verklagt, dass er sich des Ihrigen mit Gewalt freventlich unterstünde. Als er nun darum zur Rede gesetzt ward, gab er zur Antwort, er hätte die Burg auf das Seine gebaut und wolle das mit Urteil und Recht seines Verhoffens wohl erhalten. Da wurde zu Recht erkannt, wenn er mit zwölf redlichen Männern aus der Ritterschaft beweisen könnte oder selbst einen leiblichen Eid schwören wollte, dass das Land, darauf er gebaut und da jetzt die Wartburg liegt, sein wäre, sollte ers behalten. Darauf hat er bald zwölf Ritter, welche ihm zuvor die Erde auf den Berg zu tragen Rath und That gegeben und behilflich gewesen, erkoren und trat mit denselben auf den Berg und sie steckten ihre Schwerter in die Erde, die er hatte darauf tragen lassen, und schwuren, dass ihr Herr, der Graf Ludwig, da auf dem Seinen stünde und vor Alters der Boden zum Lande und zur Herrschaft von Thüringen gehört habe. Damit behielt er den Berg und fing also an das Schloss und die Burg zu bauen.

Er liess nun Steine vom Seeberg bei Gotha führen und bauete das Mushaus und andere Kemnaten und Thürme darauf, liess auch ans Reich gelangen, dass ers möchte mit Kupfer übergüldet decken. Das Reich aber wollte solches nicht nachgeben, da wurde es mit Blei gedeckt. Nach der Zeit aber ist das abgebrannt und nunmehr mit Ziegeln bedeckt. In der Zeit aber, als die Wartburg gebaut wurde, war Hunger und Sterben überall und die armen Leute haben an der Burg um das liebe Brod gearbeitet und Gott gedanket, dass sie dasselbe noch haben konnten .

Quellen: