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Die Wunderblume auf der Hohen Acht

Ein junger Ritter, der aus dem Morgenland zurückgekehrt war, kam an die Hohe Acht und stieg den Berg hinauf. Auf der Höhe fand er eine wunderschöne blaue Blume, wie er noch keine gesehen hatte. Sofort eilte er hinzu und pflückte sie ab. An derselben Stelle fand er nun den Eingang zu einem unterirdischen Gewölbe, in das er hinabstieg. Darin erblickte er eine weiße Jungfrau, die schweigend mit der Hand auf einen Haufen Schätze deutete, als wolle sie ihn auffordern, davon zu nehmen.

Der Ritter legte die Blume auf den Boden und füllte seine Taschen mit Gold.

Als er sich entfernen wollte, rief ihm eine Stimme zu: »Vergiss das Beste nicht!«

Der Ritter aber dachte nicht mehr an die seltene Blume, sondern nur an seine Schätze. Auf einmal war die Jungfrau mit den Schätzen verschwunden, und der enttäuschte Ritter sah sich jetzt wieder zwischen Gebüsch und Felsen. Das Gold war aus seinen Taschen spurlos verschwunden. Höhnisches Gelächter schlug an sein Ohr. Hätte er die Blume mitgenommen, so würde er auch stets den Zugang zu den Schätzen gefunden haben, der ihm nun verschlossen blieb. So sehr er sich auch abmühte, konnte er die fragliche Stelle doch nicht wiederfinden. Für ihn waren die Schätze für immer verloren, denn die blaue Blume blüht erst wieder nach hundert Jahren.

Quelle: Jos. Schiffels: Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel, erster Band, Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912