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Der Kampf mit dem Wassermann

Zwischen Malschwitz und Klix führt ein Fußweg noch heute über trockene Wiesen, auf welchen sich hier und da mit Wasser gefüllte Kuhlen befinden. Weit vom Dorf entfernt stand dort einst ein einsames Haus, in welchem ein gewisser Drab wohnte. Das war ein furchtloser Mann, der vor dem Teufel keine Angst gehabt hätte.

Einst ging er von Malschwitz heimwärts. Als er die sogenannten trockenen Wiesen betrat, begegnete ihm der Wassermann. Drab kannte ihn nicht und kam mit ihm ins Gespräch. Doch wie es so geht, sie kamen über irgendeine Sache bald in Streit. Und weil Drab sehr jähzornig war und keine Widerrede ertragen konnte und der Wassermann auch einen Dickschädel hatte, hagelte es bald Schläge. Im Handgemenge, das sich anschloß, war bald der eine, bald der andere der Stärkere.

Doch schien sich der Kampf für Drab zu entscheiden. Da versuchte der Wassermann ein letztes Mittel. Als sie sich wieder auf der Erde wälzten, versuchte er, mit dem nackten Fuß eine Vertiefung in die Erde zu wählen, und hoffte, daß sich darin etwas Feuchtigkeit vorfinden würde. Dann nämlich wäre er Sieger geworden. Doch der Boden blieb trocken. So blieb allerletzter Versuch übrig: Er versuchte, den Drab bis zur nächsten Wasserkuhle zu zerren. Aber auch das blieb vergeblich.

Drab, der gemerkt hatte, wer der Kerl war, packte ihn mit solcher Gewalt, daß der Wassermann zu Boden stürzte. Drab kniete ihm auf der Brust und forderte: »Nun ergib dich, du Wassergespenst, und versprich mir, daß du mir nie mehr auf den Hals kommen wirst!„ Der Wassermann besann sich nicht lange und zischte sein „ja“. Darauf ließ ihn Drab frei. Der Wassermann rannte, was er nur konnte, davon und plumpste wie ein Frosch in sein Wasserloch.

Um sich zu rächen, ließ er auf jene Wiesen, wo er so unglücklich gekämpft hatte, nie mehr Wasser gelangen, so daß sie bis auf den heutigen Tag die „trockenen Wiesen“ geblieben sind.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;