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Das Irrlicht und der Feldhüter

Früher gab es in den herrschaftlichen Wäldern viel Wild, das nachts auf den Feldern Futter suchte und dadurch oft großen Schaden anrichtete. Deshalb bauten die Bauern in die Nähe der gefährdeten Felder kleine Stroh- oder Reisighütten, in denen nachts ein Wächter saß. Wenn die Hirsche oder Wildschweine aus dem Wald heraustraten, blies er kräftig in ein Horn und verjagte so das Wild.

In Laubusch saß einmal ein solcher Wächter nachts in seiner Hütte. Plötzlich erschien der Bludnik, wie man das Irrlicht sorbisch nennt, und begann, vor ihm hin and her zu hüpfen. Das ärgerte den Wächter, und er warf sein Horn nach ihm. Der Bludnik hob es auf und tanzte nun damit um den Mann herum. Der wollte sein Horn wiederhaben. Deshalb sprang er aus seiner Hütte und lief dem Bludnik nach. Aber o weh - Das Irrlicht wich immer weiter aus, hüpfte über Gräben und tänzelte auf feuchten Wiesen umher, der Wächter immer hinterdrein. Erst als der Morgen graute und er patschnaß und todmüde war, erwischte er sein Horn wieder.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;