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Die Zwerge am Breiteberg

Wenn die Zwerge selbst keine Feste hatten, luden sie sich bei den Menschen zu Gaste. So machten es die Querxe am Breiteberg. Dort arbeitete einst ein Mann aus Bertsdorf. Schon eine ganze Zeit hatte er die Querxe beobachtet, wie sie durch die Sträucher krochen und allerlei Spaß machten. Auf einmal liefen sie alle zum Querxloch, und jeder, der an den Spalt trat, rief: „Wirf mir mein Käppel 'raus!“ Da flog für jeden ein Käppel aus dem Loche. Der Mann sah mit Staunen, daß jeder Zwerg wie weggeblasen war, sobald er sein Käppel aufsetzte. Leise schlich sich der Bertsdorfer zum Felsspalt. Er rief auch hinein: „Wirf mir mein Käppel raus!“ Schon kam es geflogen. Der Mann setzte es auf. Weg war er. Er selbst konnte aber alles sehen, die Berge, das Dorf, auch die fünfzig, sechzig Zwerge in ihren Kappen. Die guckten den Mann lustig an und sagten: „Wenn du willst, kannst du mit zur Hochzeit nach Bertsdorf gehen. Geladen sind wir zwar nicht, aber das schadet nichts. Essen und trinken kannst du wie ein Scheunendrescher, aber einstecken darfst du nichts!„

Sie gingen. Sie setzten sich so, daß zwischen je zwei Gäste ein Querx kam. Alle langten tüchtig zu. Die Schüsseln waren im Nu leer. Jetzt kam der Schweinebraten. Da konnte der Mann nicht widerstehen: Ein schönes, braunes Stück steckte er sich ein. Doch im gleichen Augenblick riß ihm ein Querx das Käppel vom Kopfe. Da saß der Mann in seinen schlechten Arbeitshosen und mit schmutzigen Hemdsärmeln vor den Augen der Hochzeitsleute. Die erschraken wie er. Der Mann mußte nun haarklein erzählen, wie er sich mit den Zwergen eingeschlichen hatte. Da guckten die Frauen gar ängstlich nach rechts und nach links und fürchteten sich vor ihrer unsichtbaren Nachbarschaft. Und die Köchin sagte: „Ich habe mich schon halbtot gewundert, wo ihr das Zeug hineßt; nun wissen wir, wer's gewesen ist!“ Der Hochzeitsvater lud den Mann für den folgenden Tag ein; denn eine Bauernhochzeit dauerte früher ein paar Tage. Aber die Querxe lud er nicht ein. Doch sie kamen von allein wieder. Die Köchin merkte es gleich, weil die Schüsseln so schnell leer waren.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;