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Das Schatzmännlein im Soraer Berge

Zu einem fünfzehnjährigen Jungen, der in der Nähe des Soraer Berges bei Wilthen wohnte, kam einst ein kleines Männlein. Es war mit einem bunten Wams, einem gestreiften Latz, gestreiften Höschen und bunten Strümpfen bekleidet. Auf dem Kopfe trug es eine weiße Mütze und an den Füßen grüne Schuhchen. Es suchte den erschrockenen Jungen zu beruhigen und sagte, es wohne im Soraer Berge und müsse dort seit mehreren Jahrhunderten Geld bewachen. Jetzt aber nahe seine Erlösung, denn der Junge sei unter dem Zeichen geboren, unter dem ein Mensch das Licht der Welt erblickt haben müsse, der das Männlein erlösen und dessen Geld bekommen dürfe. Der Berggeist bat den Jungen, mit ihm zu gehen, doch der fürchtete sich und schlug es ab. Das Männlein aber kam wieder, bat noch inniger und versicherte dem Jungen, es werde ihm dabei nichts Böses geschehen; er solle nur drei Nächte hintereinander mit ihm zu dem Berge gehen, dort ein Vaterunser beten und ohne sich umzusehen wieder nach Hause eilen; er dürfe aber niemandem etwas davon sagen. Da versprach der Knabe, am nächsten Abend mitzugehen, und das Männlein freute sich herzlich darüber. Zur festgesetzten Zeit brachte es den Jungen zu einem tiefen Loche. Darin stand eine Pfanne, gefüllt mit glänzendem Gelde, Gold und Silber, das ein anderes Männlein mit einer Harke umrührte. Der Knabe tat, was er sollte, und kehrte darauf wieder nach Hause zurück. Am anderen Abend war er wieder dort, aber als er heimging, pfiff, rief und lärmte es hinter ihm her, daß er zu Tode erschrak und sich nicht traute, noch ein drittes Mal hinzugehen. Das Männlein aber kam wieder und bat ihn auf den Knien, doch noch dieses letzte Mal mitzugehen, er bekäme dann die große Pfanne Geld und es würde ihm, wenn er alles richtig täte, auch nicht ein Härchen gekrümmt werden. Doch der Junge weigerte sich standhaft. Als der Geist erkannte, daß alle Mühe nichts helfe, sagte er traurig: »Also muß ich noch hundert Jahre warten, bis wieder einer kommt, der in diesem Zeichen geboren ist und das Geld erhalten darf!„ und kehrte darauf wieder zu seinem Gelde zurück. Der Knabe hat ihn nie mehr gesehen.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;