<<< zurück | Sagen der Lausitz | weiter >>>

Die Veensmännel bei Ostritz

Da war doch vor langer Zeit der Sohn des Ostritzer Hufschmieds auf der Wanderschaft gewesen und kehrte gerade am Weihnachtsabend von der langen Reise zurück. Aber kurz vor der Heimat setzte ein schreckliches Schneetreiben ein, so daß er schließlich den Weg verlor und umherirrte. Da hörte er plötzlich den Ton der Ostritzer Glocken. Zuversichtlich ging er dem Klang nach - aber auf einmal stand er vor einem hellerleuchteten Tor, das in den Veensberg führte. In einer Höhle sah er etwa ein Dutzend uralter Zwerge mit weißen Bärten. Die Veensmännel schaufelten in blankem Golde. Sie winkten ihm zu und sagten:

„Greif einen Griff
und streich einen Strich
und packe dich!„

Das ließ sich der Handwerksgeselle nicht zweimal sagen. Flugs war er drinnen und packte sich Ränzel und Taschen voll, so viel nur hineingehen wollte. Als er zu Hause seine Schätze auspackte, war die Freude groß. Bald wußte es die ganze Stadt. Im nächsten Jahr um dieselbe Zeit lauerten gar viele Ostritzer vor dem Berge, ob nicht wieder das Tor sich öffnen würde aber niemand weiß zu sagen, ob sie auch Glück hatten.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;