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Der Goldkeller am Frageberg

Der nordwestliche Teil des Czorneboh ist der Frageberg, auf dem einige stattliche Gipfelklippen emporragen. Diese Felsen sollen einem religiösen Zweck gedient haben, Priester sollen dort Fragen an die Zukunft gestellt haben. Unter dem alten Opferfelsen befindet sich eine tiefe Schlucht. Darin soll ein großer Schatz verborgen sein.

Einst weidete ein armer Hirte am Fuße des Berges seine Kühe. In der Mittagshitze schlief er ein. Als er erwacht, fehlt ihm eine Kuh. Eilends klettert er am Hang empor, von wo ihm das Glöckchen des Tieres entgegen klingt. Er findet es aber nicht.

Da steht er auf einmal vor der Schlucht. Und es glänzt ihm entgegen wie schimmerndes Gold. Mit bangem Herzen klettert er hinab und kommt in eine weite Höhle, in der es von Gold und Edelsteinen glänzt. Schnell legt er Hut und Hirtenstab ab und füllt sich mit gierigen Händen seine Taschen. Nun eilt er klopfenden Herzens den Weg zurück.

Da aber merkt er, daß er Hut und Stab in der Höhle gelassen hat. Noch einmal zurück und schnell die Sachen ergriffen! Aber o weh! Er findet den Ausgang nicht mehr, die Höhle ist verschlossen!

Seine Herde kehrt ohne Hirten ins Dorf zurück. Noch lange nachher wollen manche ein dumpfes Seufzen gehört haben, wenn sie sich dem Felsen genähert haben.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;