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Der Geizhals im Valtenberg

Es war einmal ein geiziger, habgieriger Filz, der schleppte mit seinem Pferde am Silvestertage Baumstämme auf dem Valtenberg. Plötzlich hörte er ein Krachen und Splittern, und als er sich umsah, woher der Lärm käme, erblickte er ein weit geöffnetes Tor, hinter dem es glänzte und gleißte. Schnell band er das Pferd an den nächsten Baum, dann lief er in den hell erleuchteten Schatzkeller, um sich etwas von den Reichtümern zu holen. Wie staunte er über die Pracht, die ihn dort erwartete! „Greif zu! Niemand sieht es!„ so ermunterte er sich selbst und wollte zugreifen. Da gewahrte er, daß in dem anstoßenden Saale noch köstlichere Schätze glitzerten.

Er trat hinzu und konnte sich nicht satt sehen. Endlich raffte er sich auf und füllte seine Taschen. Dann ging er zurück, um den Ausgang zu suchen, doch er gelangte in immer neue Grotten. Endlich schimmerte in der Ferne das Tageslicht. Aber im selben Augenblick erschreckte ein lauter Krach den Geizhals. Er fiel zu Boden, und die Lichter verlöschten. Er tappte umher, er rief, er weinte, er gelobte, ein guter Mensch zu werden, nahm die eingesteckten Kostbarkeiten zögernd aus der Tasche und legte sie behutsam neben sich. Doch der Berg hatte kein Erbarmen, er behielt den Gefangenen. Endlich schlief der Mann ein.

Als er erwachte, war es ihm, als höre er fernes Geläute. Angestrengt lauschte er. Da erspähte er einen Lichtschimmer. Er lief hinzu und stand wieder im Walde, aber Pferd und Stämme waren verschwunden. Er ging in das Dorf zurück; da feierten die Leute gerade Ostern, und es stellte sich heraus, daß der Geizhals sieben Jahre und drei Monate geschlafen hatte. Vieles hatte sich während dieser Zeit verändert; seine Frau war gestorben, und sein Sohn führte die Wirtschaft.

Er selbst lebte noch viele Jahre und hat seine Geschichte oft erzählt.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;