<<< zurück | Sagenbuch des Preussischen Staates - Die Marken | weiter >>>

Der letzte Pfarrer in Krumke

  Nach Beckmann Th. V. Bd. I. Cap. V. S. 55

Das Dorf Krumke, das jetzt ein Filial von Lossen ist, hatte früher seinen eigenen Pfarrer. Der letzte lebte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Er hatte aber eine sehr kärgliche Einnahme und war ein alter, schwächlicher Mann. Wenn er in seiner Gemeinde herumreisen mußte, so saß er auf einem alten zweirädrigen Karren, der mit Brettern benagelt und mit zwei Kühen bespannt war, denn ein Pferd hatte er nicht. Auch einen Knecht konnte er sich nicht halten und darum mußte seine Tochter ihn fahren.

Eines Tages, als er so vom Dorfe Däsedau zurückkam, begegneten ihm schwedische Reiter. Die hielten ihn und sein Fuhrwerk an und verlangten, daß seine Tochter ihnen zu Willen sein solle. Das Mädchen und der Pfarrer geriethen darüber in großen Schrecken. Er kletterte von seinem Karren und fiel den Soldaten zu Füßen, indem er sie um Mitleid anflehte. Anfangs half das nichts. Zuletzt aber sagten sie, wenn er ihnen sein ganzes Verdienst von heute abgebe, so wollten sie seine Tochter fahren lassen. Da reichte er ihnen mit Zittern hin Alles, was er hatte; es waren zwei Schillinge. Die Schweden wollten ihr Wort nicht brechen, nahmen das Geld und jagten lachend davon.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 207