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Die große Stadt (magna civita's) Luibni

  Ditmar . VI. 156. 
  Destinata lit. II . 1. S. 18. 
  Frenzel, lex . slav. II. 1832. msc.

Lübben und Lübbenau in der Niederlausitz machten zu den Zeiten, wo deutsche Völker dort wohnten, die ihre Häuser weit auseinander bauten, nur eine einzige große Stadt (civitas) aus, die zu beiden Seiten der Spree gelegen, sich durch den ganzen Spreewald hin erstreckte. Die Vornehmsten aus diesem Spreedistrikte waren es, welche sich im Jahre 1006 mit dem herzoglich böhmischen Gesandten zu einer Botschaft an den Kaiser Heinrich II. verbanden. Noch heutigen Tags sieht man längs der Spree aufgeworfene Ringwälle und Horste und die Trümmer von Wohnungen und Mühlstätten, besonders an den Orten, welche das Volk Wolskina, Wussoka, Hulleda und Borgel benannt. Dies geht an den Ufern der drei kleinen Flüßchen Lusitz, Mutnitz und Wudriz bis weit über Lübbenau hinaus.

Zu Zeiten Heinrich des Löwen wurde die ganze Gegend durch den slavischen Heerführer Svantobor furchtbar verwüstet und ganz von Einwohnern entblößt. Nicht lange währte es jedoch, so kamen unter dem Schutze der deutschen Fürsten Niederländer, Holländer und Friesen in's Land, bevölkerten und bebauten die verödeten Gegenden wieder und gründeten auf dem noch sogenannten Burgwalle bei Lübben eine Veste. Daneben legten sie das Dorf Steinkirchen an, so genannt von der steinernen Kirche, um welche herum die neuen Kolonisten sich anbauten, und welche allgemein für die älteste dort herum gehalten wird. Nun erst sonderten sich die Städte Lübben und Lübbenau mit ihren Weichbildern von einander ab.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862