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Lübben

  Gallus und Neumann, Beiträge zur Gesch. und Alterthumsk. d. N. L., 
  Lübben 1838 S. 161. 
  Ruhland. I. S. 109.

Lübben ist vielleicht die älteste Stadt der Niederlausitz. Die Sage berichtet, daß dort in Heidenzeiten die alten Sorben eine Göttin der Liebe, Luba, angebetet hätten. Der große Hain bei der heutigen Stadt war ihr geheiligt und noch jetzt zeigt man in diesem Walde einen großen Stein, auf dem das Standbild der Göttin gestanden haben soll. Dieses Bild wurde bis vor wenigen Jahrhunderten auf dem Hospitalthurme aufbewahrt. Ihr Gesinde waren die Zwerge, die in den Lutgenbergen wohnten.

Anmerkungen:

1. Lübbe oder Luba hieß eine altwendische Gottheit von zweifelhaftem Geschlecht, deren Name von Lipa, die Linde, abgeleitet wird, daher Leipzig, Lindenstadt, Lübeck, Lauban (Luban), Leuba, Löbau sollen davon den Namen tragen. Der Charakter dieses Gottes ist schwankend. Eine Urkunde des Bischofs Gerhard von Halberstadt klagt noch im Jahre 1462 über heidnische Verehrung eines Deseng, das man den guten Lubben“ nenne und dem man auf einem Berge bei Schochwitz im Mansfeldischen Thierknochen darbringe.

2. Die Göttin Luba oder Louba (als böhmische Königin historisirt Lubuscha) war Liebesgöttin, Mondpersonifikation, Lindenfrau. Der „gute Lubben“ der Halberstädter Urkunde ist nichts als eine männliche Transfiguration der Luba, die nur durch die Thatsache erklärlich wird, daß die Mondgottheit im Norden und bei den Germanen das Geschlecht wechselt und männlich wird. (In den langen Winternächten des Nordens ist allerdings der Mond das herrschende Gestirn.) Die Lausitz bildet den Uebergang vom Süden zum Norden und zugleich von der slavischen zur germanischen Nation. Vgl. Th. I. No. 5. Anm.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862