<<< vorherige Sage | Dritte Abtheilung: Ortssagen | nächste Sage >>>

Königshain

  Handschriftl. Bauernchronik von Königshain v. I. 1754. 
  Schmidt, Beschreib. von Königshain S. 34.

Die ganze Gegend von den Königshainer Bergen an bis Görlitz war in alten Zeiten eine einzige dichte Waldung, die der Königswald oder Königshain hieß. Später ward hier ein Jagdschloß erbaut, um welches sich nach und nach die Bauern ansiedelten. Von diesem Jagdschlosse sieht man noch Trümmer, die von hohem Alterthum zeugen und von den Einwohnern Herzog Hansens Schloß und Kapelle genannt werden. Das neue Schloß aber ist viel später erbaut worden von einem Herrn von Schachmann, der aus Persien in diese Gegend gekommen ist und in seinem Wappen ein Seeblatt und ein Schachspiel führte.

Anmerkungen: Die vielen Spuren des Götzendienstes beweisen, daß der Wald einer von den heiligen Hainen war, welche in christlicher Zeit zu föniglichen Forsten gemacht wurden; daher der Name. Zu Theil I. No. 19., wo der berühmte Opferaltar dieses Gebirges, genannt der Todtenstein, ausführlich beschrieben ist, möge noch hinzugefügt werden, daß im Jahre 1760 daselbst ein Götzenbild von Kupfer gefunden wurde, welches einen 4-5 Zoll hohen aufrecht stehenden Mann mit Helm und Brustharnisch darstellt. Es befindet sich auf der Königlichen Alterthumssammlung in Dresden. Auch ein merkwürdiges Opfergefäß, römische Münzen und zahlreiche Urnen fand man daselbst.

König Friedrich Wilhelm IV. hat dies Denkmal uralten Götzendienstes durch Ankauf der Vernichtung entrissen, welche allerdings zu befürchten war; sind doch ringsherum ganze Berge unter dem Meißel der Steinmetzen dahingeschwunden. Der ganz riesige Reißviadukt bei Görlitz ist aus Königshainer Granit erbaut.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862