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Der Brunnen des Kamenzer Marktplatzes

  Gräve S. 122

Zur Zeit des Pönfalls regierte in Kamenz der Bürgermeister Günther. Er war ein verwegener Mann, der einmal zu Prag einen kaiserlichen Kommissar, der ihm versicherte, daß Kaiserliche Majestät nicht gemeint sei, den geistlichen Aemtern etwas zu entziehen, die kecke Antwort gab: „Nun, wo der Kornsack geblieben ist, mag auch das Zubindeband bleiben.„ Dadurch verlor Kamenz die Dörfer Deutschbaselitz und Gölenau.

Dieser Mann hatte eine Blutschande auf sich geladen und war durch Richterspruch zum Tode verurtheilt. Er rettete aber sein Leben dadurch, daß er zur Sühne seiner That auf dem Kamenzer Markte einen steinernen Brunnen, in Gestalt eines Galgens, bauen ließ, der noch heute eine darauf bezügliche Inschrift trägt.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862