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Kamenz

  A. Frenzel, nomencl. in script. II. 13. 
  Manlius in script. I. 113. 
  Sintenis, Oberlausitz 90.

Die Kamenzer Bürger sagen, ihre Stadt habe von den Herren von Kamenz, welche einst auf dem nahen Berge hauseten, ihren jetzigen Namen erhalten, da sie vordem von drei Wirthshäusern oder Kretscham benannt worden, welche Benennung nachher auf ein Dorf zwischen Budissin und Kamenz übergegangen sei, welches auf wendisch Haßlo, zu deutsch Dreikretscham heißt. Die Annalen dagegen berichten, daß die Stadt nicht von den Herren, sondern die Herren von der Stadt den Namen angenommen. Diese aber wären vom Rheine her gewesen. In andern Schriften wird erzählt:

Kamenz ist erbaut worden durch den gestrengen und ehrbaren Bernhard von Vesta, oder von der Veste, aber an einem andern Orte, als wo es jetzt steht. Sein Sohn, der auch Bernhard geheißen, hat die Stadt nach einem großen Brande 1225, nach andern 1255, erst an den jetzigen Ort versetzt. Die Herren der Stadt wurden sonst auch Freiherren und des Geschlechts der Edlen Herren von Gräfenstein genannt, deren Wappen, einen schwarzen ausgespreizten Flügel im gelben Felde, die Stadt auch, ehe sie böhmisch geworden, geführt hat. Sie haben gewohnt auf einem Schlosse nahe bei der Stadt, welches später erkauft und abgebrochen worden ist. Aus den Steinen desselben sind die Stadtmauern erbaut worden.

Anmerk. Kamenz kommt vom wendischen Kamen = Stein.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862