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Das alte Schloß zu Ebersbach (bei Görlitz)

  Mündlich. 
  Funke's Chronik von Görlitz a. a. 1389 p. 224, msc.

Das alte Schloß zu Ebersbach war schon im 14. Jahrhunderte vorhanden, nur war es damals von Holz gebaut und wurde das Jagdhaus genannt. Im Jahre 1389 bekam es einen gar vornehmen Gast. Der Herzog Johann von Görlitz führte nämlich in seinem großen Schlosse zu Görlitz, (welches sich vor dem Frauenthore lang hin erstreckte bis an den Fischmarkt), ein so zügelloses Leben und stellte insonderheit den ehrbaren Frauen und Jungfrauen der Stadt Görlitz in so unverschämter Weise nach, daß die Görlitzer einen Aufruhr machten und ihren liederlichen Herzog zum Thore hinausjagten.

Er floh in sein Jägerhaus nach Ebersbach und befestigte es damals, um vor der Rache der Görlitzer sicher zu sein, mit dem noch heute vorhandenen Wallgraben. Auf dem Wege zwischen Görlitz und Ebersbach, auf einem mäßigen Hügel, steht ein einsamer Stein, von wo aus man noch die ganze Stadt übersehen kann. Dort soll Herzog Johann von seiner athemlosen Flucht ausgeruht und die kurze Rast dazu benutzt haben, der Stadt noch einmal sein Antlitz zu zeigen, aber nicht sein vorderes, und dazu einen unanständigen Wunsch ausgesprochen haben.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862