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Der Hellerstein bei Nieder-Biela

  Schön No. 49. Msc.

An der Straße von Waldau nach Rothenburg, zwischen den Dörfern Nieder-Biela und Tormersdorf, steht im Felde ein Stein, in welchen man auf allen vier Seiten ein Kreuz eingehauen sieht. Die Leute erzählen sich davon folgende Geschichte. Es waren einmal zwei Handwerksburschen, die zogen miteinander durch Nieder-Biela und klopften an allen Thüren an, um sich ihr Reisegeld zu erfechten. An dieser Stelle am Wege setzten sie sich hin und überzählten ihre Baarschaft.

Da fand es sich, daß Einer einen Heller mehr hatte, als der Andere. Das wollte der nicht leiden und weil er der ältere war, begehrte er, daß sein jüngerer Kamerad den Heller ihm abtreten follte. Darüber kamen sie zu Streit, gingen mit den Brodmessern aufeinander heran und stachen sich gegenseitig dermaßen in den Leib, daß Beide, tödtlich getroffen, beieinander liegen blieben. Als Leute hinzukamen, war in dem einen nur noch so viel Leben, daß er die Veranlassung des unglücklichen Zweikampfes erzählen konnte. Man begrub sie und setzte über ihr Grab den Stein mit den Kreuzen, den das Volk noch heute den Hellerstein nennt.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862