<<< vorherige Sage | Zweite Abtheilung: Schildsagen | nächste Sage >>>

Einsiedel

  Gauhen, Adelsler. I. 364. 
  Peccenstein S. 73.

Die Grafen und Herren v. Einsiedel führen einen Einsiedler im Wappen. Das kommt davon her. Graf Berthold's von Sulzau Gemahlin war kinderlos und lag Gott in heißen Gebeten um eine Leibesfrucht an, that auch das Gelübde, das Kind, welches er ihr schenken würde, dem Herrn zum Dienste zu weihen. Sie gebar nun einen Sohn Grubo. Derselbe wurde also geistlich und wohnte lange als Einsiedler in einer einsamen Gegend Böhmens, wo er sich eine Kapelle gebaut hatte. Nachher aber verließ er seine Zelle, zog in den Krieg, nahm ein Weib und wurde der Stammvater derer von Einsiedel. Dies geschah um das Jahr 1280.

Nach einer andern Sage hieß der Sohn Meginrad (Meinrad, Meinhard). Der lebte als Einsiedler um’s Jahr 850 in den böhmischen Wäldern, aber er war — damals vor Einführung des Cölibats ging das noch — beweibt und gründete ein zahlreiches Geschlecht. Einer seiner Nachkommen, der im J. 1280 lebte und Grubo hieß, ging endlich in die Welt zurück.

Anmerkungen: Die Schweizersage (Stumpf, Schweizer-Chronif. Zürich 1348. fol. S. 106) erklärt jenen Meinrad identisch mit dem heiligen Meinrad, der von Räubern erschlagen wurde und ungerächt blieb bis Raben die Rolle der Kraniche des Jbykus spielten. Vgl. I. 13.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862