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Von einigen Wunderzeichen am Himmel

  I, II, III. u. V. Frenzel, hist. nat. III. 1502. msc. 
  IV. Magnus, Gesch. v. Sorau. VI. Carpzow, Analecta
  Fastorum Zittaviensium. Zittau 1716. fol. T. V. cap. 5. §. 6.

I. Anno 1660 am 8. November, Abends zwischen zehn und eilf Uhr, ist in Görlitz eine Erscheinung wie ein blutiges Schwert und Weltkugeln gesehen worden.

II. Anno 1670 am 11. Januar in der Nacht ist von Herrn Christian Kürsten, Pfarrer zu Gersdorf bei Reichenbach, und etlichen anderen Leuten bemerkt worden, wie es am Himmel über den Jauernicker Bergen mit Sicheln oder Säbeln gefochten hat.

III. Anno 1683 am 10. Juni, Donnerstags Abends, ist über dem Nonnen- oder großen Walde zwischen Bernstadt und Friedersdorf folgende Himmelserscheinung gesehen worden: Erstens ist der Tod erschienen als ein Menschengerippe, sodann sind zwei deutsche Reiter und endlich ein Türke aus den Wolken aufgetaucht. Der Tod und ein deutscher Reiter haben zuerst mit einander gekämpft, sind aber bald von einer weißen Wolke bedeckt worden. Hernach hat ein deutscher Reiter mit dem Türken gefochten und ihn überwunden. Schließlich ist Alles von weißen Wolken bedeckt worden.

VI. Den 3. December 1565 fiel zu Sorau Feuer vom Himmel wie Schneeflocken. – Den 10. Oktober 1566 zeigte sich des Nachts in der Luft ein großes Wunder. Zwei Haufen mit Spießen und Stangen stritten gegen einander. In der Mitte war ein Mann mit einer brennenden Fackel und etliche Reiter. Endlich kamen sie alle Drei zusammen und erhuben ein sehr heftiges Gefecht.

V. Anno 1621, den 10. Juli, als Kurfürst Johann Georg der Erste zu Kamenz eingeritten, um dem dorthin bestellten Landtage beizuwohnen, hat man am Himmel gerade über der Stadt ein schönes weißes Kreuz gesehen.

VI. Im Jahre 1593, den 30. Oktober, hat man zu Zittau Abends um 10 Uhr eine wunderbare Himmelserscheinung gesehen. Mitten am Himmel zeigte sich ein riesengroßer zweiköpfiger Adler mit glänzendem Gefieder, seine Flügel weit ausbreitend über den Himmel. Regungslos und unbeweglich schwebte er in der Luft. Von allen Seiten aber sah man glühende und glänzende Streifen gleich Pfeilen und Lanzen auf den Adler losschießen, bald gegen die Köpfe, bald gegen die Brust. Aber sie konnten ihm nichts anhaben. Unbeweglich blieb der Doppeladler eine ganze Stunde lang und gewann den Sieg. Da ließ das Schießen der Pfeile immer mehr nach und endlich verschwand auch der Adler vom Kampfplatze. Einen Monat später aber kam die Nachricht, wie durch Gottes Hülfe das Heer Kaiser Rudolphs viele 1000 Türken geschlagen und über die Donau zurückgeworfen.

Anmerkungen:

1. Schindler (d. mag. Geistesleben S. 38.) stellt die kriegerischen Erscheinungen am Himmel zusammen mit der Sage vom heiligen Georg, der den kämpfenden Christen bei der Erstürmung Jerusalems erschien und kämpfen half (vgl. die ähnliche vom heil. Michael zu Budissin im 2. Th.). Schindler sagt, es seien Visionen der göttlichen Hülfe im Kampfe. Die lausitzischen Chronisten indessen berichten nur von dergleichen Erscheinungen als schreckhaften Vorzeichen künftiger Kämpfe. Diese Erscheinungen häufen sich besonders im dreißigjährigen Kriege, z. B. bei Leipzig 1631, in Westphalen 1647, in Meißen 1652, in Schweden 1660.

2. Carpzov fügt hinzu: „Solche signa coeli sind auch in Budissin gesehen worden von Valentino Espich, Phil. et Med. D., nebst zwei Rathsherren Nicolao Pico und M. Petro Henrico, ingleichen von Phil. Peucero, des bekannten Casp. Peuceri Sohne.“

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862