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Vorzeichen des Todes der Görlitzer Bürgermeister und Geistlichen

  Frenzel, hist. nat. III. 1504. msc.

Am 21. Januar 1507 starb Georg Emmerich, Erbauer des heiligen Grabes und Stifter des Hospitals zu unserer lieben Frauen in Görlitz, und ward in seines Vaters Grab gelegt. An seinem Sterbetage verschwand das eiserne Thürlein am heiligen Grabe und wurde nach langem Suchen in einem Teiche wieder aufgefunden. Man hielt das allgemein für ein Vorzeichen des Todes dieses merkwürdigen und berühmten Mannes. Vor dem Tode Franz Köster's im Jahre 1649, sowie Bartholomäus Gehler's 1671 löschte die Kerze vor dem Altare aus. Dies ist nach der Meinung der Leute das gewöhnliche Anzeichen von dem Tode eines Rathsmitglieds oder Geistlichen.

Als am heiligen Christtage 1694 eine Kerze auf dem Altare verloschen war, deutete dies der Primarius Vetter selbst auf sich und sagte zu einer alten Frau: „Es ist etwa am heiligen Feiertage auf dem Altare eine Wachskerze ausgelöschet und viel Redens dessentwegen, als sollte es den Tod eines Priesters bedeuten, und wer weiß, ob mich's nicht am ersten betrifft. Nun, Gott geb's mir selig.“ Bald darauf ist der Primarius auch wirklich plötzlich vom Schlage gerührt worden und gestorben.

In demselben Augenblicke als der Primarius Balthasar Dittrich am 25. November 1614 verschied, riß der Glockenstrang während des Läutens zum Küraktus.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862