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Von einem blutenden Todtenknochen

  Frenzel, hist. natur. III. 1497. msc. Ejd. hist. eccl. Schonav. p. 287–302. msc.

Eine Kuhhirtin zu Schönau bei Bernstadt hatte ein Ueberbein, und als ihr gerathen wurde, dasselbe mit einem Todtenbeine zu drücken, holet sie ein solches (einen Unterarmschenkel) aus dem Beinhause. Ihr Dienstherr aber nimmt ihr den Knochen weg, bevor sie mit demselben, wie er meinte, Zauberei treiben könnte, und versteckt denselben in einer Kammer.

Einige Tage darauf findet ihn dort die Magd, aber wie erschrak sie, als sie gewahrte, daß der Knochen am Ellbogenende blutete, also daß das rothe Blut zur Erde träufelte und nicht eher zu stillen war, bis er wieder bei seinen natürlichen Nachbarn im Beinhause lag.

Anmerkungen:

Die Erzählung ist vom Jahre 1683. Der Pastor loci A. Frenzel berichtet sie selbst (L. l. c. c.) und fügt hinzu, daß er alle Betheiligten zu Protokoll vernommen, er theilt ihre Aussagen und einen darüber abgefaßten Bericht an die herrschaftlichen Gerichte zu Marienstern sehr ausführlich mit und erwähnt dabei, daß er über dieses Wunder in seiner Kirche zu Schönau eine Predigt gehalten habe.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862