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Der Schatz auf dem Schwosdorfer Berge

  Nach Gräve S. 114.

Auf dem von Kamenz nach Schwosdorf gen Königsbrück führen den Wege erhebt sich rechter Hand ein mit Buschwerk bewachsener Berg mit einem fünf Ellen hohen Steinklumpen von Granit.

Dort ging einst an einem grimmig kalten Winterabende des Jahres 1600 ein armes Mädchen aus Brauna auf die Holzlese. Als sie mit einem schweren Reisigbündel beladen den Rückweg machte, brach ein furchtbares Schneewehen los. Da sah sie plötzlich an dem Schwosdorfer Berge ein Lichtlein schimmern und freute sich schon, vielleicht ein Obdach zu finden. Aber da kam ihr ein weißes Männchen entgegen und fragte ganz freundlich, was sie denn da trage. Ach, nur ein Bündel Reisig, entgegnete das erschrockene Mädchen. Da sprach das Männchen: Gieb mir das Holz, ich will Dir etwas Besseres dafür geben. Da gab sie ihm das Holz und folgte ihm auf die Anhöhe des Berges bis zu dem Felsen, und aus dem Felsen sprangen die Silbermünzen nur so heraus, und es war Alles ganz hell erleuchtet. Füll' Deinen Korb mit Silber, sprach der weiße Mann, aber das Mädchen fürchtete sich und fing bitterlich an zu weinen. Da füllte ihr der Mann den Korb mit Münzen und geleitete sie auch noch bis an das Haus, wo ihre Eltern wohnten. Da war großes Erstaunen und unermeßliche Freude.

Als das die habgierigen Bauern hörten, gingen sie alle hinaus mit Hacken und Schaufeln und gruben und gruben, haben aber nichts gefunden. Auf einigen Münzen war die heilige Maria abgebildet, auf anderen ein Bischof und manche hatten ausländische und alterthümliche Umschriften. Der verstorbene Graf von Geiersberg auf Brauna soll noch welche da von besessen haben.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862