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Der Schatz auf dem Protschenberge - Vierte Sage

  Laus. Mag. 1838 S. 128. Gräve S. 171
  

Ehe die Juden aus Budissin vertrieben wurden, hatten sie in der Höhle des Protschenberges, welche noch jetzt von Manchen die Judenschule genannt wird, ihre Schätze und Kostbarkeiten zusammengeschleppt, um in den für sie so unsichern Zeiten im Falle der Noth einen Hinterhalt und Hülfsmittel zu haben. Aber ihre Vertreibung erfolgte so plötzlich, daß sie ihren Schatz im Stiche lassen mußten. Die Wenigen, die darum gewußt hatten, waren nach und nach gestorben oder verdorben.

Am Tage Ursulä 1618 ging der Seydauer Martin Reike in diese Kluft und gelangte an eine mit mehren Schlössern und Riegeln verwahrte eiserne Thüre. Plötzlich vernahm er ein starkes Rauschen gleich einem vom Felsen herabstürzenden Wasserfalle und bemerkte, wie sich Riegel und Schlösser von selbst lösten. Ein furchtbarer Knall erfolgte, den Bauer ergriff die größte Angst und Bangigkeit und zitternd und bebend enteilte er der Höhle, die sich vor seinen Augen verschloß und deren Stelle und Eingang er nachher nimmer fand.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862