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Von einem bösen Herrn in Groß-Särchen

  N. L. Magazin 1837 S. 203.

In Groß-Särchen bei Hoyerswerda war einst ein gar böser Herr. Derselbe hat den dort vorbeifließenden Bach (um ihm eine andere Richtung zu geben) umgeackert; da er aber den davor gespannten polnischen Ochsen nicht gehörig bändigen konnte, so hat der Bach einen ganz krummen Lauf bekommen, den er noch heute hat.

Derselbe Herr fuhr oft in wunderbar kurzer Zeit nach Dresden. Immer lenkte er selbst die Pferde und befahl dem Kutscher, sich hinten in dem Wagen schlafen zu legen. Einmal aber wachte der Kutscher auf und, als er sich umsah, nahm er wahr, daß die Reise nicht auf der Erde fort, sondern durch die Luft ging. Im ersten Schreck schrie er laut und wollte aufstehen, sein Herr bedrohte ihn aber sehr und befahl ihm, sich ruhig wieder niederzulegen; sie könnten sonst Beide sehr unglücklich sein. Ueber dem Gespräche waren sie auch wirklich schon in Gefahr gekommen, denn die Pferde, auf die der Herr nicht Acht gegeben, hatten sich nicht hoch genug halten können und der Wagen war an die Spitze des Kamenzer Thurmes angefahren, welche noch bis auf den heutigen Tag davon krumm gebogen ist.

Dieser Herr hat auch bisweilen schwarzen Hafer in den Kacheltopf ge than und dazu einige Worte gesprochen. Darauf sind gleich Soldaten, an fangs nicht größer als Haferkörner, hervorgekommen; zusehends aber sind sie gewachsen und endlich wie andere Menschen geworden, haben sich auch im Schloßhofe aufgestellt und sind hin- und hermarschirt, wie der Herr sie kommandirt hat. Wenn er dann wieder ein Paar Worte gesprochen, so sind sie kleiner und immer kleiner geworden und alle wieder in den Ofentopf hineingegangen und sah man hinein, da war darin nichts als schwarzer Hafer.

Einmal behorchte der Großknecht den Herrn und merkte sich die Worte und versuchte das Kunststück auch, als der Herr eben auf dem Felde war. Es gelang ihm auch richtig; wie er aber die Soldaten wieder in den Kacheltopf bringen wollte, wußte er das Wort nicht und sie fielen alle über ihn her und schlugen auf ihn los, und er gerieth in große Todesgefahr. Der Lärm, den sie machten, war so groß, daß der Herr ihn auf dem Felde hörte. Der kam schnell herzu gelaufen, befreite den vorwitzigen Großknecht, kommandirte das wilde Heer in den Ofentopf hinein und machte es wieder zu Haferkörnern.

Anmerkungen: In der niederländischen Sage (Wolf No. 184) ist es der Teufel, welcher ein neues Flußbett pflügt.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862