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Der Zauberer auf dem Teichnitzer Berge

  Nach Gräve S. 52.

Zur Zeit, als das Christenthum erst kleine Wurzel geschlagen hatte in der Lausitz, lebte in der Gegend von Bautzen ein heidnischer Zauberer. Er hauste auf dem jetzt mit Birken und Kiefern bewachsenen Berge bei Teichnitz. Der plagte das umwohnende Christenvolk mit seinen Zaubereien auf die entsetzlichste Weise. Er besaß eine Zauberpfeife, mit der er sich die bösen Geister dienstbar machte. Endlich wurde ihm doch das Handwerk gelegt und zwar durch seinen Zauberlehrling. Der wurde dem Meister feind, stahl ihm, während er schlief, die Pfeife und verrieth ihn an die Budissiner Häscher.

Die verbrannten ihn auf jenem Berge und der Lehrling warf auch die Pfeife in die Flamme, denn er hatte sich zum Christenthume bekehrt und die heilige Taufe empfangen.

Am Vorabende des Sonntags Oculi erscheint bei Nacht der Zauberer und bläst mit entsetzlich grellem Pfiff auf seiner Zauberflöte.

Anmerkungen:

1. Gräve leitet von dieser Geschichte das Todaustreiben her. Verbindet das Volk wirklich Beides miteinander, oder ist es eine ungeschickte Erfindung Gräve's?

2. Gräve weiß seinen Namen, Draho, aber – wer einmal lügt, ja wer hundertmal lügt – dem glaubt man nicht.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862