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Spuk in Nieda

  Frenzel, hist. eccl. Schonav. p. 803. msc.

Im Jahre 1687 hat sich im Dorfe Nieda in dem alten Kaplanhause, so zur Pfarre gehört und darin dazumal fromme Schustersleute gewohnt, am einundzwanzigsten November und in den folgenden Tagen und Nächten ein greuliches Gespenst hören lassen, hat den Leuten die Mütze vom Kopf, des Schusters Töchterlein die Weife aus der Hand geschlagen, mit den Thüren geschmissen, ob man gleich dieselbigen mit Stricken angebunden, in Stuben, Kellern, Boden rumoret, Kisten und Kasten unter einander geworfen, dem Schuster das Leder umhergestreuet und keinen Menschen in Ruhe gelassen.

Der Schuster hat einen Zettel mit dem Namen Jesu an die Thüre geheftet, den hat's über Nacht zerrissen, und ob man gleich nichts gesehen, hat der Lärm neun Tage und Nächte lang gedauert, bis das Gespenst von selbst aufgehört.

Anmerkungen: Aehnliche Spukgeschichten, wo rumort und gepoltert, gequält und geneckt wird, ohne daß man etwas sieht, giebt es in den Chroniken aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderte unzählige. Z. B. schreibt Haberkorn in seiner Chronik von Kamenz (S. 860): „Den siebenten Dezember Anno 1607 hat in der Obermühle zu Kamenz ein Kobold mit Werfen und Schlagen viel Schaden gethan, also daß etliche Wochen die Mühle wüste gelegen hat, weil Niemand darinnen hat mahlen dürfen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862